2023 Installation
Installation aus Malerei (4.000 x 150 cm, Tusche und Flusssand in Acryl aus Donau, Ilz, Inn auf
Papier),
PVC-Schläuche, Keramikgefäße, Wasser, Pumpen, Metallhalterungen, LED-Streifen
[...]
2013 schluckten Donau, Inn und Ilz die Drei-Flüsse-Stadt. Die über die Ufer tretenden
Wassermassen fluteten weite Teile Passaus, darunter auch den Skulpturenraum des MMKs.
Dessen Wände wurden in Anlehnung an das Jahrhunderthochwasser großflächig mit
Papierarbeiten verkleidet, welche die Entwicklung des Menschen vom Anbeginn seiner Existenz als
Fisch auf künstlerisch-abstrakte Weise wiedergeben. Die mit Pigment, Flusssand und -wasser
gemalten organischen Formen scheinen gleich den Wellen, denen sie entsprungen sind, über ihren
geschwungenen Untergrund zu fließen.
In ihrer Persistenz werden sie dadurch zu ähnlich
unberechenbaren Gebilden, wie jene vor der Fassade dahinrauschenden Flüsse. Ihre leuchtenden
Farben wirken hingegen konträr zu den braunen Schlammmassen, in denen das Passauer
Stadtbild vor zehn Jahren versank.
Die hinter den Malereien angebrachte, im Wasser stehende Beleuchtung verweist zudem auf einen möglichen Wasserstand innerhalb des nicht ebenen
Skulpturenraums, wodurch das bunte Treiben immer wieder auf entsprechender Höhe vom Licht
geschluckt wird.
Während des Jahrhunderthochwassers schien es sowohl irrelevant als auch unerkennbar, welche
Strömung das schlammige Wasser wieder abfließen ließ. Zehn Jahre später ist der Zufluss von
schwarzbrauner Ilz und türkisem Inn in die tiefblaue Donau allerdings wieder klar zu erkennen. Die
Donau verleibt sich die beiden anderen Flüsse ein, sie schluckt sie.
Genau dieses elementare Machtgefüge verwirrt Hartmann in ihrer Installation in der Raummitte. Aus am Boden stehenden Tongefäßen winden sich PVC-Schläuche entlang der Säulen, um letztlich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzufinden. […]
Die Frage, welcher Fluss nun die Strömung der anderen in sich aufnimmt, stellt sich durch ihren
zirkulären Verlauf nicht mehr. Ihr Ursprung ist ihr Ende und ihre Reise ist ohne Ziel.
Statt voneinander geschluckt zu werden, schlucken sich die Gewässer stets aufs Neue selbst – auf.
[...]
Bettina Biebl
Museum Moderner Kunst Wörlen Passau
Fotos: Theresa Hartmann
2023 Installation
Installation aus Malerei (4.000 x 150 cm, Tusche und Flusssand in Acryl aus Donau, Ilz, Inn auf
Papier),
PVC-Schläuche, Keramikgefäße, Wasser, Pumpen, Metallhalterungen, LED-Streifen
[...]
2013 schluckten Donau, Inn und Ilz die Drei-Flüsse-Stadt. Die über die Ufer tretenden
Wassermassen fluteten weite Teile Passaus, darunter auch den Skulpturenraum des MMKs.
Dessen Wände wurden in Anlehnung an das Jahrhunderthochwasser großflächig mit
Papierarbeiten verkleidet, welche die Entwicklung des Menschen vom Anbeginn seiner Existenz als
Fisch auf künstlerisch-abstrakte Weise wiedergeben. Die mit Pigment, Flusssand und -wasser
gemalten organischen Formen scheinen gleich den Wellen, denen sie entsprungen sind, über ihren
geschwungenen Untergrund zu fließen.
In ihrer Persistenz werden sie dadurch zu ähnlich
unberechenbaren Gebilden, wie jene vor der Fassade dahinrauschenden Flüsse. Ihre leuchtenden
Farben wirken hingegen konträr zu den braunen Schlammmassen, in denen das Passauer
Stadtbild vor zehn Jahren versank.
Die hinter den Malereien angebrachte, im Wasser stehende Beleuchtung verweist zudem auf einen möglichen Wasserstand innerhalb des nicht ebenen
Skulpturenraums, wodurch das bunte Treiben immer wieder auf entsprechender Höhe vom Licht
geschluckt wird.
Während des Jahrhunderthochwassers schien es sowohl irrelevant als auch unerkennbar, welche
Strömung das schlammige Wasser wieder abfließen ließ. Zehn Jahre später ist der Zufluss von
schwarzbrauner Ilz und türkisem Inn in die tiefblaue Donau allerdings wieder klar zu erkennen. Die
Donau verleibt sich die beiden anderen Flüsse ein, sie schluckt sie.
Genau dieses elementare Machtgefüge verwirrt Hartmann in ihrer Installation in der Raummitte. Aus am Boden stehenden Tongefäßen winden sich PVC-Schläuche entlang der Säulen, um letztlich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzufinden. […]
Die Frage, welcher Fluss nun die Strömung der anderen in sich aufnimmt, stellt sich durch ihren
zirkulären Verlauf nicht mehr. Ihr Ursprung ist ihr Ende und ihre Reise ist ohne Ziel.
Statt voneinander geschluckt zu werden, schlucken sich die Gewässer stets aufs Neue selbst – auf.
[...]
Bettina Biebl
Museum Moderner Kunst Wörlen Passau
Fotos: Theresa Hartmann